Diversität und Inklusion im freiwilligen Engagement: NACHBERICHT zur Pressekonferenz & Diskussionsrunde am 5. Oktober 2020

In einer öffentlichen Pressekonferenz stellte KulturLeben Berlin am 5. Oktober das Projekt “Diversität und Inklusion im freiwilligen Engagement” öffentlich vor. Das Projekt wurde im Mai 2020 gestartet und wird für drei Jahre von der Aktion Mensch gefördert. Schirmherrin ist Elke Breitenbach, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales des Landes Berlin.

Den kompletten Nachbericht zur Veranstaltung können Sie hier herunterladen: Nachbericht

Mit dem neuen Projekt möchte KulturLeben Berlin die Engagementstrukturen des Vereins inklusiv ausbauen. „Hier gibt einiges zu tun, denn es geht um physische, mentale und digitale Barrierefreiheit.“, erläutert Projektleiterin Teresa Wittenbecher. Durch barrierefreie digitale und analoge Kommunikations- und Arbeitsstrukturen und niedrigschwellige und individuell ausgerichtete Aufgabenbereiche soll es Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen und Erkrankungen ermöglicht werden, sich selbstbestimmt in die Vereinsarbeit einzubringen. Besonders die digitale Barrierefreiheit ist für das freiwillige Engagement bei KulturLeben Berlin eine wichtige Voraussetzung: „Die Basis unserer Arbeit ist die Kartenvermittlung im persönlichen Telefonat.”, so Projektmitarbeiter Holger Hinz. „Unser Vermittlungsprogramm KULT werden wir daher noch barrierefreier gestalten und an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen.“ 

Ausgehend vom Inhalt des neuen Projekts diskutierten wir mit unseren Podiumsgästen darüber, welchen Stellenwert freiwilliges Engagement für eine inklusive Gesellschaft einnimmt und welche Voraussetzungen für eine gleichberechtigte Teilhabe am Ehrenamt gegeben sein müssen. Unsere Geschäftsführerin Angela Meyenburg empfing folgende Gäste:

  • Elke Breitenbach
    Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales des Landes Berlin
  • Christine Braunert-Rümenapf
    Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung Berlin
  • Dominik Peter
    Vorsitzender Berliner Behindertenverband e.V.
  • Henning Baden
    Projektleiter Digitale Nachbarschaft und Initiator bagfa- Inklusionsprojekt „Sensibilisieren, Qualifizieren und Begleiten: Freiwilligenagenturen als inklusive Anlauf- und Netzwerkstellen für Engagement weiterentwickeln“
  • Adina Hermann Vorständin Sozialhelden e.V.

„In einer inklusiven Gesellschaft hat niemand einen Nachteil, aber alle haben einen Vorteil. Barrierefreiheit schadet niemandem, nutzt aber allen.“, konstatierte Sozialsenatorin Elke Breitenbach. „Es freut mich, wenn wir heute über dieses Thema reden. Menschen mit Behinderung sind keine besonderen Menschen, sie sind so besonders und einzigartig wie wir alle. Wir müssen aufhören, Menschen über Defizite zu definieren. Jeder hat Talente und Potentiale. Solidarität gehört immer dazu – und hat viel zu tun mit gesellschaftlichem Engagement.“

 

 

 

 

 

 

 

 

„Das Bewusstsein in den Köpfen ist noch nicht da, dass Menschen mit Behinderung nicht als Hilfeempfänger am passiven Rand der Gesellschaft stehen, sondern dass selbst über freiwilliges Engagement andere unterstützen.“, sagte Adina Hermann vom Verein Sozialhelden e.V. Dieses Bewusstsein müsse auch bei Menschen mit Behinderung selbst geschaffen werden. Außerdem müsse der Zugang zu Informationen viel niedrigschwelliger werden. „Natürlich spielt die Barrierefreiheit am Ort des Engagements eine zentrale Rolle. Es braucht Rampen, Leitsysteme, Assistenz und vieles mehr. Hier ist auch die Politik gefordert. Dann ist ein wichtiger Schritt für die Gesellschaft getan.“, so Adina Hermann.

Laut Christine Braunert-Rümenapf, Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung Berlin, ist freiwilliges Engagement ein wichtiger Part zur beruflichen Orientierung: „Die Berufsvorstellungen von Menschen mit Behinderung werden leider häufig von Dritten geprägt. Über freiwilliges Engagement kann man durch eigenes Tun vieles erlernen, ohne dass Dritte sich einmischen. Aber es scheitert meist an der umfassenden Barrierefreiheit. Wichtige Forderungen müssen an die Überlegungen zu Barrierefreiheit geknüpft werden, sie muss ohne Wenn und Aber verankert werden.“, so Braunert-Rümenapf.

Dominik Peter, Vorsitzender des Berliner Behindertenverbands, berichtete viel Positives aus seinem Bereich: „Wir haben bereits eine tolle Struktur für freiwilliges Engagement. Beim Berliner Behindertenverband engagieren sich 50 Freiwillige. Innerhalb unserer Verbandsstrukturen ist es eine Erfolgsgeschichte. Selbstvertretungen haben generell viele Ehrenamtliche, die sich im politischen Engagement einsetzen. Die Kultur tut sich hingegen noch sehr schwer.“, so Peter.

„Redet miteinander und fangt an!“, forderte Henning Baden, Initiator des bagfa Inklusionsprojekts und Leiter des Projekts Digitale Nachbarschaft. Organisationen fühlten sich vom Thema Inklusion erst einmal überfordert. „Solche Megathemen müssen heruntergebrochen werden. Was heißt Inklusion für mich und mein freiwilliges Angebot, meine Räumlichkeiten oder meine Software? Wichtig ist es, erst einmal Lust aufeinander zu haben und sich offen aufzustellen: Wir sind erst einmal eine Organisation, die für alle da ist, ob mit oder ohne Behinderung. Über neue Bündnisse könne man sich bei der Umsetzung von Inklusion Rat und Unterstützung holen.“, so Baden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Adina Hermann rät, sich vom Thema Barrierefreiheit nicht komplett entmutigen zu lassen: „Perfekte Barrierefreiheit gibt es nicht. Man darf ob der großen Aufgabe nicht vor Angst erstarren, sondern sollte losgehen. Man muss einfach anfangen mit kleinen Schritten, Stück für Stück und ganz pragmatisch.“
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Die Pressekonferenz und Diskussionsrunde fand am 5. Oktober 2020 von 12 – 13 Uhr im TUECHTIG – Raum für Inklusion (KOPF, HAND + FUSS gGmbH, Oudenarder Str. 16, Haus 06, Aufgang D, Etage 1, 13347 Berlin) statt.

Den kompletten Nachbericht finden Sie hier. Weitere Informationen zu unserem neuen Projekt Diversität und Inklusion im freiwilligen Engagement finden Sie auf unserer Projektseite.

Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Über Ihre Berichterstattung freuen wir uns.

Pressekontakt:
Miriam Kremer
presse@kulturleben-berlin.de

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